WORTFELD in einem Satz

Ab und zu mal was schreiben ist ja ganz schön, aber was ist, wenn dich das leere Blatt leblos anstarrt und du kein Wort zu Papier bringst, weil du glaubst, jedes Wort sei schon gesagt, beziehungsweise geschrieben, und du keine Lust hast, Worte wiederzukauen wie Kühe ihr pappiges Gras auf der Weide, denn was du nicht willst, sind Worte zweiter Hand, weil das ist ja so ziemlich das Letzte, was du willst, und schon gar nicht willst du etwas machen, was die anderen schon gemacht haben, denn du bist ja nicht wie die anderen, weil das, was du machst, soll neu und einzigartig und unverwechselbar sein, doch du weißt, dass alles schon geschrieben wurde von Leuten, die viel besser schreiben können und konnten und von denen viele zwar nicht mehr leben, aber Worte hinterließen, die so neu und einzigartig und unverwechselbar  sind, dass du es unmöglich auch so machen kannst, aber genau das willst du ja auch gar nicht, weil du ja weißt, dass es ihre Worte sind und du liebst ihre Worte und außerdem kannst du es ja nicht so gut, weil es eben die anderen besser konnten vor so vielen Jahren schon, dass du dich als blindes Staubkorn im Nichts empfindest und vor Bewunderung erstarrst vor denen, die schon vor hundert Jahren alles so gemacht haben, wie du es auch gerne gemacht hättest, doch leider lebst du jetzt, in einer falschen Zeit, oder vielleicht haben sie in einer falschen Zeit gelebt, aber sie haben gelebt und geschrieben und geschaffen

die Rilkes und Benns und Lasker-Schülers und Jarrys und Artauds und Tzaras und Hausmanns und Schwitters und Arps und Pérets und Bretons und Vians und Becketts und Ionescos und Camus‘ und Debords und Bayers und Fritschs und Jandls und Remarques und Bachmanns und Celans und Rühms und
Da-Da

– das ist gut so und zwar so gut, dass es dir den Atem verschlägt, weil du es niemals so gut könntest und dann bist du frustriert und fängst gar nicht erst an mit dem Schreiben, obwohl dein Schädel so voll ist von Sagenswertem oder zumindest glaubst du, dass es sagenswert ist, dass er, also der Schädel, nicht der Ballon, zu platzen droht wie ein zu voll gepumpter Luftballon und dein pumpendes Herz quillt über wie frische Zitrussprudelbrause im viel zu kleinen Wasserglas, und während du in dir nach Worten ringst, erkennst du, dass es besser ist, nicht zu viel zu denken über das Schreiben und statt zu ringen lieber zu springen und es einfach tun, denn wenn es aus dir herausfließt wie der R(h)einfall von Schaffhausen hat es gar nichts, rein gar nichts mit den anderen zu tun, sondern kommt aus dir selbst heraus und das ist gut so, vielleicht nicht so gut, aber das bist du und das ist dein Wort und dein Weg und der ist das Ziel und auf ihm nimmt es mehr und mehr Gestalt an, das Wort, und außerdem ist das Blatt jetzt nicht mehr leer und starrt dich leblos an, sondern inspiriert dich zu tun, was du sowieso nicht lassen kannst und schon immer tun wolltest, weil du nicht anders kannst und weil du es  l i e b s t: 

das SCHREIBEN.