ARTEFAKTE

Sporadische Wortschnipsel. Ohne Zweck, mit Sinn.


 

# 1

still stehen sie

in Reih und Glied

manchmal wogt ein Arm

ein Hauch von Rauschen

macht sich breit

und Weite lockt

das Wesen.

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# 2

da treffen sich die Klugen

und drehen sich wirr im Kreis

dort warten dann die Dummen

und labern zu viel Scheiß

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# 3

Drei, vier Minuten nur

an falschen Lippen kleben

die Schmalen ohne Spur

ein Fingerhut voll Leben

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# 4

Manchmal ist es befreiend, auch nur einen einzigen Satz zu schreiben. Worte wollen fallen, versickern aber im Gedankendickicht. Oft drängeln sie sich aus der vergessen geglaubten Vergangenheit vor ins Jetzt. Das macht mir Angst. Es ist, als ob die Erinnerung die einzig fühlbare Gegenwart darstellt, so nah und unmittelbar scheinen die Momente, die oft Jahrzehnte zurückliegen. Dabei schaffen wir uns in der Gegenwart die Erinnerungen der Zukunft – was wir heute erleben, ist morgen Erinnerung. Um so wichtiger: der Augenblick.

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# 5

im dichten Laub

soweit die Beine tragen

wächst Stille

aus der alten Buche

wo Ohren sehen

lauscht die Zeit

zwischen Hecken und Büschen

spürt kleinstes Leben

das große

ganz allein

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# 6

jeder Tag trägt den gleichen Mantel

zum Frühstück schnell ein Coffee-to-go

hundertfünzig Schritte zum Büro

regnet oder sonnt es

Montag Mittwoch Montag

schon Herbst, ja klar

erst gestern das Beet

zum Ernten zu spät

im Mantel trägt jeder den gleichen Tag

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# 7

da ist der Kopf so voll

will platzen, implodiert

ein Brett verhindert das Schlimmste

zwischen den Ohren wächst kein Gras

aufgesaugt und ausgespuckt wie gestern

in der Kehle wuchert Moos

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